UnternehmensfĂŒhrung und -steuerung

Methoden zur Entwicklung einer GeschÀftsidee

In meinem Blogartikel „Eigenkonzept vs. Fremdkonzept“ habe ich bereits verdeutlicht, dass eine gute GeschĂ€ftsidee nicht vom Himmel fĂ€llt. Allerdings wird derjenige, der sich die Arbeit macht, ein Eigenkonzept erfolgreich zu etablieren, auch fĂŒr seine MĂŒhen belohnt. Wie aber findest du nun eine eigene GeschĂ€ftsidee, die ein reales Problem löst und damit wahrhaftigen Kundennutzen fĂŒr eine bestimmte Zielgruppe bietet?

Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Allerdings gibt es diverse Methoden, welche (angehende) Unternehmer bei der Findung einer erfolgversprechenden GeschĂ€ftsidee unterstĂŒtzen. Zu den wichtigsten Methoden zur Entwicklung einer GeschĂ€ftsidee gehören neben KreativitĂ€tstechniken wie dem Brainstorming oder der  Kopfstandmethode auch  Fallstudien und die Marktanalyse. Da genau diese Themen gern in den PrĂŒfungen zum Handelsfachwirt IHK sowie dem Wirtschaftsfachwirt IHK behandelt werden, möchte ich euch diese Methoden im folgenden Beitrag einmal genauer erlĂ€utern.

KreativitÀtstechniken zur Entwicklung einer GeschÀftsidee

Wenn wir durch die Welt gehen, werden wir stĂ€ndig mit Problemen konfrontiert. Bevor sich unser Gehirn mit der Entwicklung einer potenziellen Lösung beschĂ€ftigen kann, stoßen wir meist schon auf das nĂ€chste Problem und auf das ĂŒbernĂ€chste, und so weiter. Ähnlich geht es GrĂŒndern, die auf der Suche nach einer GeschĂ€ftsidee mit offenen Augen durch die Welt gehen. Damit aus all den EindrĂŒcken und ungelösten Problemen schließlich ein, im Idealfall, lukratives GeschĂ€ftsmodell werden kann, mĂŒssen wir unsere Gedanken strukturieren. An genau dieser Stelle setzen KreativitĂ€tstechniken an. Deren Aufgabe ist es nĂ€mlich, Lern- und Denkprozesse zu strukturieren, Denkblockaden zu beseitigen und einen aufeinander aufbauenden Ideenfluss in Gang zu setzen. Dazu stehen dem GrĂŒnder einige Methoden zur VerfĂŒgung.

Brainstorming

Das Brainstorming ist wohl der Klassiker unter den KreativitĂ€tstechniken und dĂŒrfte den meisten GrĂŒndern noch aus der Schulzeit bekannt sein. Da es sich beim Brainstorming um eine dialogartige Methode handelt, kann sie ihre Wirkung nur dann voll entfalten, wenn mehrere Personen an einer Brainstorming-Sitzung teilnehmen. Dabei gilt die Regel: Je grĂ¶ĂŸer die Anzahl der Personen, desto lebhafter und ideenreicher fĂ€llt die Diskussion aus. NatĂŒrlich sollte die Gruppe fĂŒr eine Brainstorming-Sitzung auch nicht zu groß sein. Ideal ist eine Gruppe von 6-10 Personen.

„Der Erfolg des Brainstormings lĂ€sst sich erhöhen, wenn sich die Gruppe aus möglichst heterogenen Personen zusammensetzt.“

Warum das so ist, liegt klar auf der Hand. Denn wenn alle Beteiligten einen Ă€hnlichen Ausbildungshintergrund, Ă€hnliche Interessen und Ă€hnliche Ansichten ĂŒber die Welt haben, fallen auch die Lösungen meist wenig kreativ aus. Um diese Betriebsblindheit zu ĂŒberwinden, braucht es also verschiedenartige Menschen, die unterschiedliche Perspektiven aufzeigen.

Die 3 Phasen des Brainstorming

1. Vorbereitung

  • Teilnehmerauswahl
  • Auswahl des Moderators
  • Organisatorische Vorbereitung (RĂ€umlichkeiten, Material, Pinnwand und Stifte organisieren)

2. DurchfĂŒhrung

  • Vorstellung des Themas / der Problemstellung
  • Fragerunde bzgl. des Themas
  • Vorstellung der Sitzungsregeln
  • Ideen werden nacheinander vorgestellt
  • Jede Idee wird festgehalten
  • Anregung des Ideenaustauschs durch den Moderator
  • Sitzungsdauer 10-30 Minuten

3. Auswertung

  • Zusammenfassen von Ă€hnlichen Ideen
  • Kategorisierung von Ideen (verwertbar, nicht verwertbar, prĂŒfenswert)
  • Planung des Vorgehens mit verwertbaren und prĂŒfenswerten Ideen

Brainwriting

Das Brainwriting ist etwas weniger verbreitet, baut jedoch prinzipiell auf dem Brainstorming-Prinzip auf. Im Gegensatz zum Brainstorming werden die Ideen durch die Teilnehmer schriftlich festgehalten und nicht laut ausgesprochen. Dieser Umstand macht es beispielsweise zurĂŒckhaltenden Personen leichter, ihre Ideen zu formulieren. HĂ€ufig kommt das Brainwriting dabei in der Form der sogenannten 6-3-5-Methode zum Einsatz.

Die Zahlen 6, 3 und 5 stehen fĂŒr 6 Sitzungsteilnehmer, die jeweils 3 Ideen zur Fragestellung notieren, wofĂŒr sie insgesamt 5 Minuten Zeit haben. Die Ideen werden bei der 6-3-5-Methode auf einem Formblatt notiert. Dieses wird nach dem Abschluss der ersten Runde jeweils an einen anderen Teilnehmer weitergereicht, bis jeder Teilnehmer einmal das Formblatt jedes anderen Teilnehmers hatte.

Ziel der Rotation: Jeder Teilnehmer soll sich von den Ideen seines VorgĂ€ngers inspirieren lassen. Abgesehen von dem Aspekt der DurchfĂŒhrung lĂ€uft das Brainwriting nach dem gleichen Schema ab wie das Brainstorming.

Mind Mapping

Eine weitere sehr effektive KreativitĂ€tstechnik ist das Mind Mapping. Diese Methode baut darauf auf, ein Thema ins Zentrum eines Baumdiagramms zu stellen und davon ausgehend SchlĂŒsselwörter zuzuordnen, denen ĂŒber VerĂ€stelungen weitere Begriffe zugeordnet werden. Da sich mit jedem SchlĂŒsselwort weitere assoziieren lassen, können auf dieser Basis umfangreiche Mind Maps erstellt werden, die sich hervorragend zur Ideensammlung eignen.

Damit orientiert sich das Mind Mapping an der Funktionsweise unseres Gehirns. Denn auch wir denken in solchen Baumdiagrammen, sodass wir beim Nachdenken sinnbildlich vom Ästchen aufs Stöckchen kommen. Da der Einsatz der Mindmaps große Freiheiten lĂ€sst, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, zumal neben Wörtern auch Bilder oder Symbole verwendet werden können. Zur Visualisierung können Tafeln, Whiteboards, aber auch spezielle Softwarelösungen eingesetzt werden.

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Kopfstandmethode

Die Kopfstandmethode, auch Flip-Flop-Methode genannt, stellt die Ideensuche im wahrsten Sinne auf den Kopf. GrundsÀtzlich geht es darum, ein Problem in Form einer Frage zu konkretisieren und diese Frage gegenteilig zu formulieren.

Beispiel Burger-Restaurant:

Ausgangsfrage: Wie erschaffe ich fĂŒr meine GĂ€ste das bestmögliche Genusserleben?

Kopfstand-Frage: Wie erschaffe ich fĂŒr meine GĂ€ste das schlechtmöglichste Genusserleben?

Auf diese Kopfstand-Fragen werden im Anschluss Antworten formuliert. Zur Ideenfindung können an dieser Stelle andere KreativitĂ€tstechniken wie Brainstorming, Brainwriting oder die Mind Map eingesetzt werden. Sobald einige Kopfstand-Antworten gefunden wurden, werden diese ins Gegenteil umformuliert. Damit geben sie automatisch eine Antwort auf die Ausgangsfrage. Die Kopfstandmethode hat damit einen ingenieurswissenschaftlichen Touch, da zunĂ€chst nach GrĂŒnden gesucht wird, warum etwas nicht funktioniert. Am Ende steht schließlich die Lösung, wie bzw. warum etwas funktioniert.

Schrittanleitung Kopfstandmethode

1. Ein Problem als Frage formulieren:

Wie erschaffe ich fĂŒr meine GĂ€ste das bestmögliche Genusserleben?

2. Ausgangsfrage „auf den Kopf stellen“, also ins Gegenteil umformulieren:

Wie erschaffe ich fĂŒr meine GĂ€ste das schlechtmöglichste Genusserleben?

3. Antworten auf die „Kopfstandfrage“ sammeln (z. B. mit Hilfe anderer KreativitĂ€tstechniken):

  • mindere QualitĂ€t der Zutaten
  • unqualifiziertes KĂŒchenpersonal
  • unfreundliche Bedienung
  • schlechte AtmosphĂ€re (laute Musik, dreckige Tische, geschmacklose Einrichtung)
  • 


4. Antworten umkehren, sodass diese Lösungen fĂŒr die Ausgangsfrage liefern:

  • auf gute QualitĂ€t der Zutaten achten (Produkte u./o. Zulieferer wechseln)
  • qualifiziertes KĂŒchenpersonal einstellen (ggf. Fortbildungen anbieten)
  • auf freundliches Personal achten (Bewertungssystem fĂŒr Kunden anbieten)
  • angenehme AtmosphĂ€re schaffen (dezente Musik, sauberer & stilvoller Essbereich)

Morphologischer Kasten

Beim Morphologischen Kasten geht es prinzipiell darum, einen komplexen Sachverhalt in abgrenzbare Teile zu zerlegen. Diese Teile wiederum bilden den Ausgangspunkt fĂŒr die Entwicklung von Variationen dieser Teile. Aus der Kombination der Variationen kann schlussendlich eine Lösung konstruiert werden. Die Konstruktion der Lösung erfolgt beim Morphologischen Kasten anhand einer Tabelle. Da diese Methode etwas komplexer ist, möchte ich diese am Beispiel der „Zisch-Brause“ GmbH erlĂ€utern:

Vorgehensweise beim Morphologischen Kasten:

1. Problemstellung formulieren: Die „Zisch-Brause“ GmbH ist auf der Suche nach einer neuen Brause. Also lautet die Frage: „Wie soll die neue Brause aussehen?“

2. Parameter festlegen: Es mĂŒssen Parameter festgelegt werden, die den Betrachtungsgegenstand beschreiben. In diesem Fall also Merkmale, die ein Brauseprodukt beschreiben, zum Beispiel die Verpackung, das Aroma etc. Diese Parameter werden in der ersten Tabellenspalte eingetragen.

3. Varianten der Parameter ermitteln: In beliebig vielen Spalten werden nun nebeneinander AusprÀgungen der festgelegten Parameter eingetragen. Zum Beispiel die Dose, die Flasche und das Tetra Pak als Variante der Verpackung. Das Ergebnis ist eine Tabelle wie die folgende:

4. Kombination: Nun beginnt die zweite Phase des KreativitÀtsprozesses, indem die einzelnen Elemente aus der entstandenen Matrix neu kombiniert werden. So könnte das neue Brauseprodukt beispielsweise eine gelbe Erdbeerbrause mit niedrigem KohlensÀuregehalt sein, die in einer Flasche mit 1.000 ml verkauft wird.

5. Auswahl der geeignetsten Lösung: Unter den vielen Kombinationsmöglichkeiten wird es die eine oder andere Variante geben, die am besten in das Portfolio des Unternehmens passt.

Entwicklung einer GeschÀftsidee mittels Marktanalyse

Eine weitere Möglichkeit, um eine GeschĂ€ftsidee zu finden, bietet die Marktanalyse. Die Marktanalyse ist eine auf Zahlen und Fakten basierte Methode, die den KreativitĂ€tstechniken gegenĂŒbersteht. (Anmerkung: Das heißt allerdings nicht, dass nicht beide Methoden parallel eingesetzt werden können bzw. sollten.) GrundsĂ€tzlich geht es bei der Marktanalyse darum, einzelne Aspekte des Marktes zu analysieren und die Erkenntnisse als Basis fĂŒr eine GeschĂ€ftsidee zu nutzen.

Datenquelle fĂŒr die Marktanalyse ist die Marktforschung, die sich wiederum aus PrimĂ€rforschung und SekundĂ€rforschung zusammensetzt. Bei der SekundĂ€rforschung greift der GrĂŒnder auf vorhandenes Datenmaterial zurĂŒck, das er analysiert. Grundlage fĂŒr diese Analyse sind beispielsweise Studien, Informationsmaterial von WirtschaftsverbĂ€nden oder amtliche Statistiken. Auch Fallstudien, sogenannte „Case Studies“, in denen veranschaulicht wird, wie ein bereits erfolgreiches (oder auch nicht erfolgreiches) Unternehmen agiert, können als Inspirationsquelle fĂŒr die Entwicklung einer GeschĂ€ftsidee dienen. Anders ist es bei der PrimĂ€rforschung. Hier muss der GrĂŒnder die Daten selbst erheben und auswerten. Das geschieht typischerweise durch Befragungen, Experimente oder Diskussionspanels.

Aspekte der Marktanalyse fĂŒr die Ideenfindung

Ganz gleich, ob neue Gesetze wie das GlĂŒhbirnenverbot, technische Entwicklungen oder gesellschaftliche Trends – der Markt ist stets im Wandel und bietet dementsprechende Potenziale zur Entwicklung einer GeschĂ€ftsidee. Diese können mit Hilfe der Marktforschung bzw. Marktanalyse erkannt und herausgearbeitet werden. Wichtige Faktoren sind dabei vor allem:

Ermittlung des Marktpotenzials durch die Definition und Abgrenzung der Zielgruppe u.a. mit Hilfe der Marktsegmentierung, also der Zerlegung des Gesamtmarkts in TeilmĂ€rkte. Das Marktpotenzial beschreibt schlussendlich den maximal möglichen Umsatz, den der GrĂŒnder im Gesamtmarkt machen kann.

Analyse des Konsumverhaltens mit Hilfe der Zielgruppendefinition aus der Marktsegmentierung. Die Analyse des Konsumverhaltens der Zielgruppe umfasst Aspekte wie BedĂŒrfnisse, ungelöste Probleme und die Kaufkraft. Derartige Daten können sowohl ĂŒber PrimĂ€rforschung als auch SekundĂ€rforschung gewonnen werden.

Die Konkurrenzanalyse beschĂ€ftigt sich mit potenziellen Wettbewerbern. Aspekte wie das Preisniveau, das Sortiment, das Service-Angebot oder der Standort (Standortanalyse) dienen als Inspirationsquelle fĂŒr GeschĂ€ftsideen. So können GrĂŒnder die Konkurrenzanalyse auch dazu nutzen, die SchwĂ€chen etablierter Unternehmen zu erkennen und dort mit der eigenen GeschĂ€ftsidee anzusetzen.

Beim Benchmarking geht es darum, ein anderes Unternehmen als Vergleichsmaßstab fĂŒr das eigene unternehmerische Handeln heranzuziehen. Ziel beim Benchmarking ist es, sich mit den besten Unternehmen der Branche zu vergleichen und deren Standards zumindest in einigen Punkten zu ĂŒbertreffen. Grundlage des Benchmarkings ist die Konkurrenzanalyse.

Da sich die Marktanalyse nicht nur auf die Ideenfindung beschrĂ€nkt, sondern auch ein elementarer Bestandteil jeder GeschĂ€ftsidee ist, werden uns ihre Methoden, wie bspw. die Marktsegmentierung, die Konkurrenzanalyse, die Standortanalyse und das Benchmarking, im nĂ€chsten Beitrag noch einmal im Detail begegnen. Dann geht es nĂ€mlich um die Bestandteile einer GeschĂ€ftsidee, die ebenfalls gern in den PrĂŒfungen zum Handelsfachwirt IHK thematisiert werden.

All diese relevanten Inhalte fĂŒr die PrĂŒfungen zum Handelsfachwirt der IHK findet ihr in komprimierter Form auch in unserer praktischen Lernkarten-App und den klassischen Lernkarten im A6-Format.

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