UnternehmensfĂŒhrung und -steuerung
Entwicklung einer GeschĂ€ftsidee – Eigenkonzept vs. Fremdkonzept
Am Anfang war das Nichts⊠So oder so Ă€hnlich beginnt nicht nur die Schöpfungsgeschichte, sondern auch die GrĂŒndungsgeschichte jedes Unternehmens. Und so sprach der GrĂŒnder: âEs werde eine GeschĂ€ftsidee!â Und es wurde eine GeschĂ€ftsidee… Nein halt, so einfach ist es natĂŒrlich nicht. Gute GeschĂ€ftsideen fallen schlieĂlich nicht vom Himmel. Nichtsdestotrotz ist eine gute GeschĂ€ftsidee die Grundlage fĂŒr jedes erfolgreiche Unternehmen und zudem die Basis fĂŒr die Ausarbeitung des konkreten GeschĂ€ftsmodells und des Businessplans.
Auf der Suche nach einem passenden GeschĂ€ftskonzept solltest du zwar nicht auf göttlichen Beistand hoffen, kannst dich aber grundsĂ€tzlich zwischen einem Eigenkonzept und einem bereits erprobten Fremdkonzept entscheiden. Da beide Begrifflichkeiten gerne Bestandteil der PrĂŒfungen zum Handelsfachwirt IHK sind, möchte ich euch in diesem Artikel die Vor- und Nachteile beider Konzepte genauer erlĂ€utern.
Das Eigenkonzept
Wie es der Name schon andeutet, handelt es sich beim Eigenkonzept um eine GeschĂ€ftsidee, die von Grund auf neu entwickelt wird. HĂ€ufig basieren selbst entwickelte GeschĂ€ftsideen tatsĂ€chlich auf spontanen Eingebungen oder Problemen, denen der potenzielle GrĂŒnder im Alltag begegnet. Dabei bezieht sich die GeschĂ€ftsidee in der Regel auf ein Problem, fĂŒr das es am Markt noch keine oder zumindest noch keine fĂŒr den GrĂŒnder zufriedenstellende Lösung gibt. Allerdings ist die Transformation einer Idee in ein funktionierendes GeschĂ€ftsmodell deutlich komplexer als die Ăbernahme eines Fremdkonzepts.
Welche Vorteile hat das Eigenkonzept?
Der groĂe Vorteil der Entwicklung einer eigenen GeschĂ€ftsidee ist die vollstĂ€ndige Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit. Das betrifft sowohl das Produkt bzw. die Dienstleistung selbst als auch die Rahmenbedingungen, wie die Vertriebsform, die Organisation sowie die Wahl der Rechtsform. Hinzu kommt das Innovationspotential, welches in einer originellen GeschĂ€ftsidee stecken kann.
Ohne GrĂŒnder, die bestehende Probleme auf kreative Weise lösen, hĂ€tte sich unsere Welt wahrscheinlich nie verĂ€ndert. HĂ€tte sich Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert beispielsweise damit zufriedengegeben, dass BĂŒcher nun mal Seite fĂŒr Seite per Hand abgeschrieben werden, hĂ€tte es mit beweglichen Lettern gedruckte BĂŒcher vielleicht gar nicht gegeben. Ein gutes Eigenkonzept hat die Möglichkeit, disruptiv* zu sein und dabei ganze Branchen umzukrempeln. Es bestehen also hohe Gewinnchancen und fĂŒr den GrĂŒnder die Option zur Selbstverwirklichung.
*disruptive GeschÀftsidee: Eine GeschÀftsidee, die so innovativ ist, dass sie bestehende Konzepte möglicherweise vollstÀndig vom Markt verdrÀngt.
Welche Nachteile sind mit dem Eigenkonzept verbunden?
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Das gilt natĂŒrlich auch fĂŒr die Eigenkonzeption einer GeschĂ€ftsidee. Prinzipiell sind Eigenentwicklungen nĂ€mlich immer mit einem höheren Risiko verbunden. Das liegt ganz einfach daran, dass die entwickelte GeschĂ€ftsidee noch in keiner Weise getestet wurde und der Ausgang damit völlig unklar ist. Auch ist der Aufwand fĂŒr die Entwicklung einer eigenen GeschĂ€ftsidee deutlich zeit- und ressourcenintensiver. Die verhĂ€ltnismĂ€Ăig groĂe Unsicherheit erschwert zudem die Fremdkapitalaufnahme durch eine geringere BonitĂ€t.
Das Fremdkonzept
Alternativ besteht bei der GrĂŒndung auch die Möglichkeit, ein Fremdkonzept zu ĂŒbernehmen. Charakteristisch fĂŒr das Fremdkonzept ist die Ăbernahme eines bestehenden und erprobten GeschĂ€ftsmodells, das lediglich in einzelnen Aspekten individuell gestaltet werden kann bzw. muss. Prinzipiell unterteilt sich die Ăbernahme des Fremdkonzepts in zwei Bereiche. Einerseits das Franchising und andererseits die Ăbernahme eines laufenden Betriebs. Letzteres ist typischerweise dann der Fall, wenn der Familienbetrieb vom Vater oder der Mutter an eines der Kinder ĂŒbergeben wird. Möglich ist die Ăbernahme auch ĂŒber den Kauf eines fremden Unternehmens.
Anmerkung: Da der Kauf bzw. die Ăbernahme eines bestehenden Unternehmens mit diversen Besonderheiten einhergeht und bei der erstmaligen ExistenzgrĂŒndung eher selten ist, gehe ich in diesem Beitrag ausschlieĂlich auf das Franchising ein. Einen ausfĂŒhrlichen Beitrag zur UnternehmensĂŒbernahme mit all seinen Vor- und Nachteilen findet ihr HIER.
Vor- und Nachteile am Beispiel von McDonaldâs
Das US-Unternehmen gehört zu den gröĂten Franchisegebern der Welt. Alleine in Deutschland wurden im Jahr 2016 1.289 der insgesamt 1.478 Restaurants durch Franchisenehmer betrieben. Der ExistenzgrĂŒnder bekommt mit dem sogenannten Franchise Handbook das Unternehmenskonzept an die Hand, nach dem er âseineâ McDonalds-Filiale zu fĂŒhren und einzurichten hat.
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Welche Vorteile hat das Franchising
Der Franchisenehmer bekommt mit dem Franchisevertrag sozusagen ein Rezept fĂŒr ein fertiges Unternehmen, welches ânurâ noch nach einem Standardverfahren umgesetzt werden muss. Das Fehlerrisiko reduziert sich damit deutlich.
Dank standardisierter Prozesse ist es nĂ€mlich beinahe ausgeschlossen, dass bei der Zubereitung und dem Verkauf von Burgern, Wraps und Salaten etwas schieflĂ€uft. Als Franchisenehmer profitiert der GrĂŒnder von der Partnerschaft durch die Strahlkraft der Marke, was den Markteintritt gegenĂŒber einem Eigenkonzept deutlich erleichtert.
Hinzu kommen gemeinsame Mitarbeiterschulungen sowie die gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Beispielsweise muss sich der GrĂŒnder nicht selbst um den Einkauf von Pommes frites kĂŒmmern, sondern bezieht seine Produkte zusammen mit anderen Franchisenehmern ĂŒber den Mutterkonzern. Die somit vorhandene Sicherheit ist auch dafĂŒr verantwortlich, dass Franchisenehmer eine höhere BonitĂ€t haben.
Mit welchen Nachteilen ist die Wahl des Franchising-Modells verbunden?
Der groĂe Nachteil des Franchisings besteht darin, dass der Franchisenehmer das komplette unternehmerische Risiko trĂ€gt.
VerschĂ€rft wird dieses potenzielle Risiko insbesondere durch die in jedem Fall an den Franchisegeber zu zahlenden FranchisegebĂŒhren, die die Einnahmen des GrĂŒnders deutlich reduzieren. Grundlage fĂŒr das Franchising ist darĂŒber hinaus die Einhaltung der strengen Vorgaben des Franchisegebers.
Damit sinkt der persönliche Gestaltungsspielraum des GrĂŒnders. Das Motiv hinter diesen Vorgaben ist schlicht der Wille des Franchisegebers, dass eine McDonaldâs- bzw. McCafĂ©-Filiale aussieht wie die andere, und dass die standardisierten Prozesse in jedem Restaurant optimal ablaufen. So ist es beispielsweise problemlos möglich, Personal von einem Tag auf den anderen zwischen Filialen zu tauschen.
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Hallo, vielen Dank fĂŒr den sehr lesenswerten Artikel! Den Traum, mit einer eigenen GeschĂ€ftsidee raus aus dem Joballtag zu finden und die wiederkehrenden Recruitment Sitzungen, die den nĂ€chsten, besseren Job versprechen, hinter sich zu lassen, trĂ€umt wohl jeder. LG